FAQ: Wie aussagekräftig ist der BMI? (2025)

Fett ist erst einmal für den Menschen eine sehr sinnvolle Sache. Unser Körper verstoffwechselt nicht nur Energie aus Zucker, also Kohlenhydraten, sondern auch aus Fett. Das ist besonders praktisch, weil Fette mehr Energie liefern als einfache Zuckermoleküle. Aus diesem Grund ist Fett auch das liebste Speicherprodukt für uns. In unseren Fettpolstern, egal ob am Bauch oder der Hüfte, schlummern enorme Energiereserven, mit denen wir eine lange Zeit auskommen könnten.

Gesundheitlich macht es aber einen Unterschied, wo das Fett sitzt. Die Studien zeigen nämlich, dass vor allem das Fett im Bauchbereich, das abdominale Fett, besonders stark mit Krankheiten einhergeht. Das bedeutet, dass der klassische Bierbauch gesundheitlich gefährlich ist, ein bisschen Speck um die Hüften oder am Po hingegen weniger.

Der Bauchumfang zählt

Empfohlen wird ein Körperfettanteil bei Männern und grob ungeachtet des Alters zwischen 8 und 25 Prozent, bei Frauen darf er etwas höher liegen: bei 20 bis 35 Prozent. Die Normwerte unterscheiden sich deshalb, weil Männer grundsätzlich mehr Muskelmasse besitzen als Frauen. Liegt der Körperfettanteil höher, gilt das erst einmal als Risikofaktor – letztlich muss man aber eben schauen, wo das Fett sitzt. Dafür ist auch der Bauchumfang interessant – natürlich in gewisser Abhängigkeit der Größe der Person.

Bei den meisten Männern sollte er besser weniger als 94 Zentimeter betragen, bei Frauen weniger als 80 Zentimeter. Ab 102 Zentimetern beim Mann und 88 Zentimetern bei der Frau gehen Wissenschaftler und Ärzte von einem deutlich erhöhten Risiko aus etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ist etwas Übergewicht sogar gesund?

Sehr viel Aufmerksamkeit bekam eine Studie von 2012, bei der überraschenderweise herauskam, dass Menschen mit Übergewicht sogar ein geringeres Risiko hatten zu sterben. Auch deshalb, weil die Studienleiterin eine führende Epidemiologin des amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (CDC) war. Katherine Flegal hatte für ihre Arbeit 97 verschiedene Studien betrachtet und ausgewertet und damit die Untersuchung von insgesamt fast drei Millionen Probandinnen und Probanden in die Ergebnisse einfließen lassen.

Ihr Fazit: Übergewichtige hatten ein sechs Prozent geringeres Sterberisiko als Menschen mit Normalgewicht. Nach dem Erscheinen der Studie waren die Zeitungen und Internetartikel voll von Berichten darüber – sicherlich auch, weil jeder Mensch gerne liest, dass Schokolade und Chipstüte am Ende sogar gesünder seien als der Verzicht.

Der BMI verfälscht Ergebnisse

Unter Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen stieß Flegal mit ihrer Arbeit allerdings auf Widerstand. Die Studie wurde dafür kritisiert, dass beispielsweise nicht berücksichtigt wurde, ob die Menschen rauchten. Wer raucht, wiegt meistens etwas weniger, stirbt dafür aber häufiger an Lungenkrebs. Außerdem liege das Ergebnis auch an den Auswahlkriterien der Studie, die mehr als die Hälfte der ursprünglichen Daten nicht mit einbezogen hat.

Der große Fehler einer solchen Studie könnte daher sein, dass man die falschen Schlüsse daraus zieht. So könnte es sein, dass die Probanden nicht gestorben sind, weil sie dünner waren, sondern sie waren vielleicht dünner, weil sie sterbenskrank waren. Vielleicht waren diese Leute sogar früher mal übergewichtig, sind erkrankt und wurden niemals als solche erkannt.

Ursachen für geringes Gewicht führen zu falschen Schlussfolgerungen

Schaut man sich die übrigen Studien zu dem Thema an, beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit genau diesen Problemen. Wichtig ist beispielsweise, die Daten getrennt für Raucher und Nichtraucher zu betrachten. Andere Studien wurden so geplant, dass man die Probanden über einen längeren Zeitraum untersuchte und einen Zusammenhang herstellte zwischen dem höchsten jemals gemessenen BMI der Personen und der Sterblichkeit. Die Forscher konnten zeigen, dass das Übergewicht umso weniger über die Sterblichkeit aussagte, je kürzer der Zeitraum war. Bei Nichtrauchern gingen sie von 33 Prozent aus, aber für einen kurzen Studienzeitraum schrumpfte der Wert auf fünf Prozent.

Eine deutliche Mehrheit der gut durchgeführten Studien zeigt, dass oftmals Übergewicht, mindestens aber Adipositas oder Fettsucht ein erhöhtes Krankheitsrisiko und damit auch ein erhöhtes Risiko mit sich bringt, früher zu sterben.

Das Gewicht ist allerdings nur ein Faktor

Hier muss man differenzieren. So muss erst mal geprüft werden, ob überhaupt ein Übergewicht vorliegt. Denn einerseits trifft der BMI (wie oben beschrieben) bei manchen Personen eine falsche Aussage darüber, ob sie tendenziell ein gesundes oder ungesundes Gewicht haben. Wichtiger sind die Körperzusammensetzung und der Bauchumfang, also lieber mehr Muskel- statt Fettmasse und wenn Fett, dann möglichst nicht am Bauch. In diesem Fall ist "offizielles“ Übergewicht völlig unproblematisch.

Regelmäßige Bewegung wichtiger als Gewicht?

Andererseits haben Wissenschaftler durchaus festgestellt, dass bestimmte Übergewichtige in bestimmten Fällen länger leben können als schlankere Personen. Und zwar dann, wenn sie körperlich aktiver waren. Im Beobachtungszeitraum sind von der Gruppe der Übergewichtigen weniger gestorben als ihre von den Schlanken, wenn die Übergewichtigen sich im Alltag sportlich betätigt haben, die schlanken Personen hingegen nicht. Ihre Sterblichkeit lag 7,5 Prozent niedriger. Je mehr Bauchfett die Teilnehmer hatten und je weniger aktiv sie vorher waren, desto größer war der Effekt, den die Bewegung hatte. Manche Forscher gehen sogar so weit, dass sie sagen: Bewegung ist letztlich ausschlaggebender als das Gewicht.

Doch wie so oft gibt es ein Aber: Zwar hatten die übergewichtigen Probanden ein geringeres Sterberisiko, trotzdem muss man sich bewusst sein, dass ihr Diabetesrisiko weiterhin bestehen blieb. Auch mit Bewegung lassen sich einige Krankheiten als Übergewichtiger nicht vermeiden oder höchstens hinauszögern.

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